Rassenbeschreibung blaue Holicer

Blaue Holicer sind keine kleinen Blaue Wiener

 
Der Anfang in Leipzig

Bei den blauen Holicern handelt es sich um eine slowakische Rasse. Wie aber kam diese Rasse nun nach Deutschland? Hier ist eindeutig Erich Feigl aus Langerringen die treibende Kraft gewesen. Auf der Europaschau 2006 in Leipzig sah er die blauen Holicer zum ersten Mal. Wie Erich selbst auch betont war es „Liebe auf den ersten Blick“, die Tiere gefielen ihm so gut, sodass er hier 1,2 Zuchttiere erwarb. Bei der Auswahl der Zuchttiere sowie der weiteren Zucht beriet ihn sein guter Freund Günter Müller aus Schlüchtern, der ein ausgewiesener Fachmann der Rassekaninchenzucht sowie ein langjähriger sehr erfahrener und hoch angesehener Preisrichterkollege ist. Von dessen Fachwissen konnte auch ich während meiner Preisrichterausbildung zehren. Wie sich jeder denken kann hatten die Holicer von 2006 wenig mit den heutigen Tieren gemein. Der Weg von 2006 bis zur Zulassung am 1. Oktober 2015 durch die ZDRK Standard Fachkommission war noch sehr lang. Leider war es zur Anfangszeit noch nicht möglich die Blauen Holicer als Neuzüchtung im ZDRK anzumelden, da zu diesem Zeitpunkt noch die fünfjährige Sperrfrist für Neuzüchtungen galt. Im Frühjahr 2011 dann war es soweit. Der ZDRK Standard Fachkommission lagen sieben Anträge aus drei Landesverbänden auf Zulassung als Neuzüchtung vor. Anlässlich der der ZDRK Tagung in Bad Lauterberg wurde den Anträgen durch die ZDRK Standard Fachkommission entsprochen. Bereits ein Jahr später waren 15 Züchter aus acht Landesverbänden registriert. Im Jahre 2013 waren es schon 22 Zuchten aus elf Landesverbänden. Während der Neuzüchtungsphase gab es auf den Bundesschauen, wo sie als Neuzüchtungen vorgestellt wurden auch immer wieder viele Rückschläge. Oftmals bereiteten die extrem losen Brustfelle sowie die pigmentlosen Krallen große Probleme. Dank des unermüdlichen Arrangements von Erich Feigl sowie Klaus Stärkenberg, die ich an dieser Stelle nochmals als Pioniere dieser Rasse hervorheben möchte, konnten die Fehler stückweise immer weiter beseitigt werden. Dank der durch Haltekraft der Züchter, konnten die Blauen Holicer nach der Bundesrammlerschau in Ulm am 01. Oktober 2015 als neue Rasse in den Standard aufgenommen werden. Ich denke es war nicht immer einfach, wenn man sich die Kataloge der Bundesschauen ansieht und sieht wieviel Tiere während der Neuzüchtungsphase ausgeschlossen wurden, so muss ich allen Züchtern der allersten Stunde großen Respekt zollen. Meiner Meinung nach ist die qualitative Entwicklung dieser Rasse sehr enorm. Gerade in Punkto Körperform, Fell, Kopf und Ohren haben sich die Blauen Holicer in kürzester Zeit zu wirklichen Spitzentieren entwickelt. Der Meinung von Erich Feigl, dass „die Blauen Wiener Federn lassen müssen“ bin ich nicht. Ich denke wir sollten uns auch weiterhin klar vom Blauen Wiener unterscheiden. Es darf nicht das Ziel sein „kleine Blaue Wiener“ zu züchten. 

Die Slowakei, Heimat der blauen Holicer 

Dies war ein kurzer Einblick in die „deutsche Zuchtgeschichte“ der blauen Holicer. Bereits seit 40 Jahre vor uns werden die blauen Holicer in der Slowakei gezüchtet. Sie sind dort eine Hauptrasse des slowakischen Verbandes. Herauszüchter war Imrich Vanek aus Holic, einer kleinen Stadt in der Nähe von Bratislava. Vorerst war die Erzüchtung einer neuen Rasse eigentlich nicht das Ziel des Züchters, sondern die Regeneration der Lux-Rexe. Für diese Arbeit setzte der Züchter die Rassen Castor-Rexe und Luxkaninchen ein. Die erste Kreuzung
erfolgte im Jahre 1958. In der zweiten Generation erschienen dem Züchter verschiedene Kaninchen mit normalem Fell und Rex Fell. Unter den Jungtieren waren auch blaugefärbte normalhaarige Kaninchen. Aus der Verpaarung solcher Kaninchen fielen nur blaue Nachkommen mit normalem Fell, was den Züchter fesselte. In den weiteren Jahren bemühte sich Zuchtentwicklung freund Vanek um eine Festigung der Population dieser Rasse und um eine Verbesserung der gezüchteten Tiere. Bei der Erfüllung des Züchtertraumes half ihm die Pädagogische Fakultät in Nitra. Um die Kaninchen kümmerte sich J. Šiška im Rahmen des Unterrichts von Mittelschulstudenten. Im Jahre 1972 beantragte der Züchter bei dem damaligen Zentralkomitee des Slowakischen Kleinzüchterverbandes die Anerkennung der zweiten slowakischen Nationalkaninchenrasse unter der Bezeichnung „Blauer Holicer“. Nach den Anerkennungsprüfungen wurde das Kaninchen am 15. Oktober 1975 bei der Nationalen Ausstellung der Kaninchen und Pelztiere anerkannt. Der Standard für den Blauen Holicer wurde von V. Roman ausgearbeitet. Anhand der Anmerkungen des Züch ters und der Richter wurde der Standard bearbeitet und bei der Anerkennung der Kaninchen als selbständige Rasse. Nach diesem Standard wurden die ersten Kaninchen von
 P. Badžgoň, F. Rybka und V. Roman bewertet. In das Bewusstsein der
 Züchteröffentlichkeit traten die Kaninchen nicht nur mittels Ausstellungen, sondern auch durch die in der Zeitschrift „Zahradkar a Chovatel“ (Gartenfreund und Züchter) veröffentlichten Artikel:
 

  • Das neue Kaninchen von Holíč (1974)
  • Blauer Holicer und seine Genetik (1974)
  • Zuchtziel des Blauen Holicer (1975)
  • Vorschlag des Standards für den Blauen Holicer (1975)
  • Zu der Zucht von slowakischen Kaninchenrassen (1976)
  • Über die Entstehung der ersten slowakischen Kaninchenrassen (1977)

Nach der Anerkennung fand die Rasse allmählich neue Züchter, erst in der Slowakei und später auch in den benachbarten Ländern. Es war aber keine typische „Moderasse“.
 Am Anfang war das Interesse der Züchter nicht sehr groß. Es traten viele Fehler zu dem geforderten Standard hervor, wie zum Beispiel weiße Krallen. Die Rasse war im Typ noch nicht gefestigt und infolge der häufigen Verwandtschaftszucht aus Mangel an Zuchttieren sind verschiedene angeborene Degenerationen aufgetreten. Im Jahre 1993 entstand der Klub der Kaninchenzüchter der slowakischen Rassen und Rexe mit dem Sitz in Michalovce und der Blaue Holicer ist mit der Mehrheit der Nationalrassen in diesem Klub organisiert. Auch hier gab es unter den Züchtern am Anfang kein großes Interesse, auch wenn die Kaninchen auf den meisten Nationalausstellungen ausgestellt wurden. Allerdings wurden immer nur ein paar Tiere gezeigt. Aufwärts ging es mit dem Blauen Holicer als die Zucht der ersten beiden Züchter durch die Herren Žák und Miča aus der Entstehungsregion (Zahorie) mitwirkten und als das Interesse der Herren Stecz und Hrabovsky in der Ostslowakei geweckt wurde. Danach kam noch die Familie Soukup, die Herren Mgr. Novák, Pósa und Erdélyi hinzu. Und gerade diese Züchterschaft übernahm die Formung der Rasse, wie wir sie heutzutage bei den Ausstellungen sehen können. In dieser Zeit entstand auch der effektivste Gedanke seit der Entstehung des Blauen Holicers und zwar ein Wettbewerb, um den besten Züchter der Blauen Holicer zu ermitteln, der damals in Erinnerung an Imrich Vanek stattfand. Mit dieser Idee kam Herr Jozef Šuster in den Klub, ein Verwandter von Herrn Vanek. Der Wettbewerb wurde später in „Memorial Pavla Žáka“ unbenannt, einem langjährigen Züchter dieser Rasse.
 
 Ab diesem Zeitpunkt stieg die Anzahl der Zuchten der Blauen Holicer steil an und uns begegnen jedes Jahr neu Interessenten bei den Ausstellungen. Die Basis an Züchtern wuchs und die Rasse hat sich in der Quantität als auch Qualität stabilisiert und wurde zu einer typischen Kleinrasse, die wir auf fast jeder Lokalschau finden können. Der Blaue Holicer ist Teil des neuen Standards der EE und die Kaninchen dieser Rasse werden regelmäßig auf Europaschauen ausgestellt. In den letzten Jahren hat sich die Zucht der Blauen Holicer außer der benachbarten Tschechei auch nach Großbritannien ausgebreitet, wo die Zucht sehr erfolgreich betrieben wird. Dieses ist dem Zuchtfreund Derek Medlock zu verdanken. Nach der Präsentation dieser schönen Rasse auf den Europaschauen verbreitete sich die Zucht auch nach Deutschland, Belgien und Österreich.

Immer wieder hört man von Züchtern, die blauen Holicer sind die „kleinen Blauen Wiener“. Sind sie das? Besteht unser Zuchtziel darin kleine Blaue Wiener zu züchten? Dieser Frage möchte ich auf den Grund gehen, indem ich die Forderungen aus dem deutschen Einheitsstandard der Blauen Wiener mit deren der Blauen Holicer vergleichen möchte. (Quelle: Kleintiernews Oktober 2015) 

Gewichtsprobleme haben die blauen Holicer nicht 

Das Mindestgewicht beträgt 2,25 kg, das Normalgewicht beträgt 2,75 kg, das Höchstgewicht liegt bei 3,25 kg. Ich denke in der Position Gewicht haben die Blauen Holicer kaum Probleme. Die Tiere neigen eher dazu, das Höchstgewicht zu überschreiten. Allerdings ist mir in Gesprächen mit Zuchtfreunden aus ganz Deutschland bestätigt worden, dass es Linien gibt, die Probleme haben auf das Normalgewicht zu kommen. Diese Tiere erreichen nach fünf bis sechs Monaten ein Gewicht von 2,5 kg bleiben dann in der Entwicklung stehen. Es ist natürlich klar, dass man solche Linien ausmerzen muss. Man erkennt diese Tiere auch daran, dass sie eine Ohrenlänge von maximal 8 bis 8,5 cm aufweisen. Ich persönliche finde, dass ein blauer Holicer mit einem Gewicht von 3,0 bis 3,1 kg am schönsten wirkt. Tiere, die ein Gewicht bis 3,5 kg zeigen sind etwas gestreckt im Typ und entsprechen somit nicht dem Holicer Typ. 

Gedrungene gegenüber gestreckten Körperform 

Die Position Körperform, Typ und Bau bei den blauen Holicern wird als walzenförmigen, leicht gedrungene mit ebenmäßiger Rückenlinie und gut gerundetem Becken beschrieben. Der Hals ist kurz und tritt kaum in Erscheinung. Die Läufe sind kurz und kräftig und verleihen dem Tier eine gute Bodenfreiheit. Häsinnen sind Wammen frei, bei älteren Häsinnen ist ein Wammen Ansatz zulässig. (Quelle: Deutscher Einheitsstandard) Wie sieht die Beschreibung der Position Körperform und Typ bei den Blauen Wienern aus. Hier steht geschrieben:  der leicht gestreckte walzenförmige Körper der Blauen Wiener sollte vorne sowie hinten gleich breit, mit einer ebenmäßigen Rückenlinie ausgestattet und hinten gut abgerundet sein. Tiere dieser Rasse sollten eine gut ausgeprägte Brust und einen kräftigen Nacken besitzen. Durch die mittellangen, kräftigen Läufe wird eine mittelhohe Stellung hervorgerufen. (Quelle: Deutscher Einheitsstandard) Der deutlichste Unterschied zwischen den beiden Rassen besteht darin, dass bei einem blauen Holicer eine walzenförmige, leicht gedrungene Körperform gefordert wird. Im Gegensatz die leicht gestreckt walzenförmige Form der Blauen Wiener. Natürlich sieht man ab und an auch mal eine leicht gestreckte Körperform bei den blauen Holicern. Diese ist jedoch mit deutlichen Punktabzügen zu bestrafen. An dieser Stelle sind wir Preisrichter gefordert, denn wie wir gelernt haben sollen wir „zuchtlenkend“ wirken. Generell möchte ich sagen, dass die meisten blauen Holicer in der Körperform keine Probleme haben. Die lose Fellhaut, ein großes Problem aus der Neuzüchtungsphase spielt heute auch noch eine Rolle. Dieses Problem haben die Züchter dieser Rasse noch nicht richtig in Griff bekommen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich überjährige Häsinnen im Stall sitzen habe, die noch total Wammen frei sind. Also geht es auch anders. Hier sind wir Züchter gefordert, denn durch konsequente Selektion werden Tiere mit den Problemen weniger und die Tiere mit den festen Brustfellen immer mehr.  Im Bereich des Beckens sind die Holicer sehr gut gerundet. Wie bei vielen Rassen kann es ab und zu vorkommen, dass ein Tier mal eine etwas vorstehende Hüftbeinhöcker zeigen. Die leichten und die schweren Fehler entsprechen denen aus dem allgemeinen Teil des deutschen Einheitsstandards. An dieser Stelle möchte ich sagen, dass sich die Blauen Holicer in Bezug auf die Körperform, dem Typ und Bau gegenüber der Prämiere von Kassel enorm verbessert haben. In meinem Bericht von der Bundeskaninchenschau Kassel berichte ich von eckigen bis sehr eckigen Hinterpartien, von recht losen Brustfellen, leicht gestreckten und schmale Formen sowie abstehenden Schenkeln. Ich fand, dass man in Leipzig die Käfigreihen durchgehen konnte und bei vielen Tieren stehen bleiben musste, weil es vom Typ richtig beeindruckend waren. 

Hervorragende Fellqualitäten 

Wieder schauen wir uns zuerst das Fellhaar der blauen Holicer an. Das Fellhaar ist mittellang und sehr dicht im Unterhaar sowie gleichmäßig begrannt mit elastischen, aber nicht zu langen Grannen. Die Ohren sind gut behaart. Bei den blauen Wienern wird die Position zwei wie folgt beschrieben: Mit seiner besonders dichten Unterwolle zeigt der Blaue Wiener ein mittellanges Fell. Dieses soll gleichmäßig und nicht zu lang begrannt sein. Auf eine gute Behaarung der Ohren ist zu achten.(Quelle: Deutscher Einheitsstandard) Ich denke beim Fellhaar gibt es bei den beiden Rassen keine so großen Unterschiede. In Bezug auf das Fell gibt es bei den blauen Holicern schon richtige gute Rassenvertreter, so ist ein 14,5 er Fell keine Seltenheit. Auf der Bundeskaninchenschau in Leipzig sind den Preisrichtern und auch mir doch einige Tiere aufgefallen, die deutlich mit überstehenden Grannen zu kämpfen hatten. Ich denke hier ist schnell gegen zu wirken. Dies ist ein Problem, mit dem auch so mancher Blauer Wiener zu kämpfen hat. Ein weiteres Problem stellt für mich der „doppelte Ohrensaum“ da. Dieses Phänomen tritt dann auf, wenn man versucht Tiere mit überdurchschnittlich kräftigen Ohren zu züchten. Ein Hinweis darauf stellt auch die ungleiche Haarlänge an den Ohren, unter den Züchtern gerne „Ohrenbüschel“ genannt da.  Auch hier finden wir die leichten und die schweren Fehler im Allgemeinen Teil des deutschen Einheitsstandards. Auch in dieser Position gibt es bei unseren Holicern kaum Probleme, ich möchte sogar sagen, dass der überwiegende Teil der Rassenvertreter sehr gute Felle haben. Natürlich gilt es in Zukunft, auf die Fehler, die aufgezeigt wurden zu reagieren, um die Qualität des Fellhaares auch in Zukunft so präsentieren zu können. 

Kurzer und breiter Kopf Markenzeichen eines blauen Holicers 

Der Kopf bei den blauen Holicern ist kurz und breit, schön abgerundet und breit in der Stirnpartie. Die Ohren sind von kräftiger Struktur und entsprechen in der Länge der Körpergröße. Die ideale Ohrenlänge beträgt 8,5 bis 10,0 cm. (Quelle: Deutscher Einheitsstandard) Bisher sagte ich immer, die Position 4 „Kopf und Ohr“ stellt bei den blauen Holicern keine Probleme da, in der letzten Zeit zögere ich jedoch ein bisschen diesen Satz zu wiederholen.  Schauen wir uns doch dazu mal an, wie im deutschen Einheit Standard die Position Kopf und Ohren bei den Blauen Wienern beschrieben wird. Hier steht geschrieben, der kräftige Kopf der Blauen Wiener sollte eine breite Stirn- und Schnauzpartie sowie gut ausgeprägte Backen haben. Er sitzt dicht am Rumpf. Bei den Holicern wird der Kopf kurz, breit und schön abgerundet gefordert. (Quelle: Deutscher Einheitsstandard) Die gut ausgeprägten Backen, die für einen Wiener typisch sind werden beim Holicer nicht gefordert. Die Aussage von einigen Züchtern, die den Blauen Holicer als kleinen Blauen Wiener bezeichnen ist definitiv falsch. Wir Züchter der Blauen Holicer sollten, nein müssen bestrebt sein die Unterschiede vom Blauen Wiener zu unseren blauen Holicern zu bewahren. Tun wir dies nicht, dann haben wir in ein paar Jahren tatsächlich „kleine Blaue Wiener“. Allerdings möchte ich an dieser Stelle auch sagen, dass wir Preisrichter bei der Bewertung der Position 4 Fingerspitzengefühl anwenden sollten. Natürlich wollen wir schon gerne markante Köpfe haben. Ein vorschnelles Strafen von Tieren in dieser Position ist meiner Meinung genauso schlecht, wie das Tolerieren von Tieren mit entsprechend schwachen Köpfen. Ein Tier mit einem schönen markanten Kopf stellt doch auch einfach was da. Wenn ich mir mal die Entwicklung anschaue, die diese Rasse durchgemacht hat, so kann man sagen, dass die Tiere in der Position Kopf und Ohren von Kassel bis Leipzig eine enorme Steigerung an den Tag legten. In Kassel sah man sehr viele Tiere mit schmalen Gesichtern, in Erfurt war ich erschrocken wieviel Tiere mit enorm schwachen Köpfen in den Käfigen saßen, obwohl es sich bei dieser Schau um eine Bundesrammlerschau handelte. In Leipzig hingegen war ich begeistert, richtige „Schmalköpfe“ hat man auf der Bundeskaninchenschau in Leipzig nicht mehr gesehen. Besonders die beiden Siegertiere von Leipzig waren in dieser Position Aushängeschilder für diese Rasse. Zudem erhielten zahlreiche Tiere die volle Punktzahl in dieser Position. Ich denke es geht jetzt darum, den Leistungsstand von Leipzig zu konservieren. Wir müssen nicht unbedingt daran arbeiten noch kräftigere Köpfe zu bekommen. Wenn man sich einmal Tiere aus der Heimat der Blauen Holicer anschaut, so haben diese nicht so starke Köpfe. Zuchtfreunde aus dem benachbarten Ausland sagten mir „typisch deutsch, gleich die dicken Köpfe auf die Rasse züchten“. Ich denke die Wahrheit liegt wie bei so vielen Dingen in der Mitte. Von den Ohren bei den blauen Holicern war ich von Anfang an schon begeistert. Wenn man sich bei so mancher kleinen Rasse mit der Position Kopf und Ohren die Ohren anschaut, so kann ich ohne eingenommen oder Arrogant zu sein sagen, dass die Ohren bei den Holicern in den meisten Fällen die geforderte kräftige Struktur aufweisen. In der Länge denke ich ist eine Ohrenlänge von 9,0 bis 9,5 cm anzustreben. Dies ist natürlich auch vom Typ abhängig. Eine Ohrenlänge von unter 8,0 und über 11,0 cm führen zum Ausschluss in dieser Position. Ab Oktober, wird bei allen Rassen die Ohrenlänge gemessen und auf der Bewertungsurkunde vermerkt werden und das ist auch gut so. Es gab Kollegen, die haben bisher die Ohrenlänge auf der Bewertungsurkunde in der Position 4 vermerkt, andere taten es nicht. Ich fand es gut, wenn ein Kollege das genaue Ohren Maß niedergeschrieben hat. Was für den Kopf gilt, gilt auch für die Ohren. Wir sollten die Arbeit an den Ohren nicht übertreiben. Ich denke, dass wir durchgehend doch schon recht gute Ohrstrukturen haben. Was nutzt es uns, wenn wir immer noch dickere Ohren erzüchten wollen und uns dabei Probleme wie den „doppelten Ohrensaum“ in die Zucht holen. Zu dem läuft man Gefahr, dass die trageweise der Ohren nicht mehr dem Ideal entspricht. Als leichte Fehler werden ein schwacher Kopf, dünne und faltige Ohren, vom Ideal bis zur Höchst- bzw. Mindestlänge etwas abweichende Ohrenlänge. 
 

Von der idealen Deckfarbe oft noch weit entfernt 

Stattdessen sollten wir alle mehr an der Problemposition, die der Position Kopf und Ohr folgt, nämlich an der Position Deckfarbe arbeiten. Die Deckfarbe ist am ganzen Körper hell stahlblau. Am Bauch ist die Deckfarbe etwas matter. Die Augenfarbe ist graublau bis graubraun. Die Krallenfarbe ist hornfarbig. (Quelle: Deutscher Einheitsstandard) Auch hier müssen wir uns deutlich vom Blauen Wiener unterscheiden. Schauen wir auch in dieser Position einmal auf die Beschreibung der Blauen Wiener im Deutschen Einheitsstandard.  Die Beschreibung für den blauen Wiener lautet wie folgt, Die Deckfarbe ist ein kräftiges Mittel- bis Dunkelblau und sollte gut glänzen. Die Intensität der Farbe ist am ganzen Körper gleich, nur die Bauchfarbe erscheint glanzloser und matter. Die Augenfarbe muss blaugrau sein. (Quelle: Deutscher Einheitsstandard) Die Deckfarbe beim Blauen Holicer soll ein helles Stahlblau sein. Vielleicht ist die Beschreibung nicht ganz so glücklich gewählt. Aber man erkennt deutlich, dass der Blaue Holicer deutlich heller sein soll als der Blaue Wiener. Auch hier haben wir nun ein weiteres Unterscheidungsmerkmal. Was für den Kopf bei den blauen Holicern gilt, gilt auch für die Deckfarbe. In Kassel und auch in Erfurt sah man noch richtig viele Tiere mit einer enorm dunkeln Deckfarbe. Dies war meiner Meinung nach in Leipzig nicht mehr der Fall. Die Kollegen in Leipzig haben hier auch bei der Bewertung der Tiere deutlich differenziert und das war auch richtig so!! Für mich zeigte die Bundessiegerin eine nahezu dem Ideal entsprechende Deckfarbe. Aber auch bei dem restlichen Teil der Tiere wurde eine ansprechende Deckfarbe gezeigt. Allerdings sind wir hier im Vergleich zu den Holicern aus der Slowakei noch deutlich von der idealen Deckfarbe entfernt. Hier sieht man richtig schöne hell stahlblaue Deckfarben mit sehr ansprechender Krallenfarbe. Aber genau da liegt das auch das Problem. Hier müssen wir Preisrichter uns eine Mitschuld geben, dass die Deckfarben noch nicht dem Ideal so nahe sind wie gewünscht. Gerade in der Neuzuchtphase wurde ein enormes Augenmerk auf die Krallenfarbe gelegt, was generell auch richtig ist. Nur muss man sich im Klaren sein, dass eine hellere Deckfarbe immer auch mit einer etwas helleren Krallenfarbe miteingeht. Die Krallenfarbe wird hornfarbig gefordert, über die Intensivität der Hornfarbe gibt es keine Aussage. Lediglich Tiere mit pigmentlosen Krallen sind von der Bewertung auszuschließen. Von daher ist hier seitens der Preisrichterkollegen Fingerspitzengefühl angesagt. Wir sollten die Züchter animieren, Tiere mit einer schönen hellen Deckfarbe zu züchten und auszustellen. Langfristig muss unser Bestreben natürlich dahingehen, Tiere mit einer schönen hell stahlblauen Deckfarbe und einer intensiven Krallenfarbe   im Stall sitzen zu haben. Bei aller Konzentration auf die dunkle Krallenfarbe hat man nicht beachtet, dass die Augenfarbe mehr zur graubraun als zur graublau tendiert. Man hat im deutschen Einheits Standard dieses Problem in einer Übergangsphase toleriert. Jetzt denke ich ist es sehr schwierig, dieses Problem in Griff zu bekommen. Meiner Meinung nach darf ein Tier mit einer blauen Deckfarbe nur blaue Augen haben. Das starke Augenmerk auf die Krallenfarbe hat uns nach meiner Ansicht mehr Probleme geschaffen, als Vorteile gebracht. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich mittlerweile doch auch einige Tiere im Stall sitzen habe, die über eine sehr schön helle Deckfarbe verfügen und dabei noch eine intensive Krallenfarbe zeigen. Ein Problem, was immer noch recht hartnäckig ist, sind die weiße Haare in der Deckfarbe. Man trifft doch noch sehr häufig auf Tiere, die eine deutliche Melierung zeigen. Ein weiteres Problem sind die fehfarbigen Tiere, die öfters bei den Würfen fallen. Diese resultieren klar aus den Krezungsversuchen in der Neuzüchtungsphase mit den Marburger Feh. Versuche, die klar +gesagt nicht sinnvoll waren, da sie auch den braunen Fehanflug bringen, mit denen auch heute noch einige Tiere zu kämpfen haben. Ein weiteres Überbleibsel ist der leicht braune Anflug, der auch auf der Bundeskaninchenschau von den Preisrichtern bemängelt wurde. Man sieht doch auch an der Länge meiner Ausführungen, dass in der Position Deckfarbe noch einiges zu tun ist. Generell würde ich mir von den Preisrichterkollegen eine noch stärkere Differenzierung in der Beurteilung der Deckfarbe wünschen. Leider muss ich immer wieder feststellen, dass dunklere Tiere fast oder gar genauso gut weg kommen wie die Tiere, die eine ideale Deckfarbe zeigen. Selbst eine Unterscheidung um lediglich einen halben Punkt ist meiner Meinung nach zu wenig. Aus diesem Grund bei einer schönen hell stahlblauen Deckfarbe auch mal den Mut haben die volle Punktzahl zeigen. Natürlich muss auch immer beachtet werden, ob ein Tier durchgehaart du somit nicht fleckig ist, oder ob es im Umbruch ist und die Deckfarbe somit fleckig ist. In diesem Fall kann natürlich die Idealpunktzahl nicht vergeben werden. Eine solch deutliche Differenzierung würde uns Züchter dieser Rasse auch weiterbringen. Als leichte Fehler gelten eine etwas abweichende, dunkle oder helle Deckfarbe, eine etwas ungleichmäßige Deckfarbe, leicht weiß durchsetzte Deckfarbe, leicht rostfarbiger Anflug sowie kleine Farbabweichungen von der geforderten Augenfarbe. Zum Bewertungsausschluss führt eine stark weiß durchsetzte Deckfarbe, ein deutlich fehfarbiger Schleier, eine stark aufgehellte Schnauzpartie. Andere als die geforderte Augenfarbe sowie zweierlei oder pigmentlose Krallenfarben. 

Unterfarbe meist ohne Fehl- und Tadel 

Die Unterfarbe soll der Deckfarbe entsprechen an der Haut kann ein sehr schmaler heller Streifen vorkommen. (Quelle: Deutscher Einheitsstandard) Die Unterfarbe bereitet bei den meisten Vertretern dieser Rasse kaum Probleme. Die geforderte Unterfarbe, die der Deckfarbe entsprechen soll stellt die Züchter in der Regel vor kaum Problemen. Bei recht dunklen Tieren kann es vorkommen, dass diese eine leicht angedeutete Zwischenfarbe zeigen. Dies ist natürlich mit deutlichen Punktabzügen zu ahnden. Als leichte Fehler gelten hier eine leicht durchsetzte Unterfarbe, eine zonenweise Aufhellung, eine angedeutete Zwischenfarbe, sowie ein etwas breiter heller Streifen am Haarboden. Zum Ausschluss führen eine ganz helle oder stark weiß durchsetzte Deckfarbe, eine ausgeprägte Zwischenfarbe und gänzlich weiße Unterfarbe am Haarboden. 

Blaue Holicer sind urwüchsig und robust 

Aufgrund Herkunft sind die blauen Holicer sehr robust und frohwüchsig. Die Wurf Größen betragen meist zwischen 5 und 7 Jungtieren. Die Mütter verfügen über eine sehr guten Mutter Instinkt. Wie in meinem Bericht erwähnt wachsen die Jungtiere sehr schnell, sodass die Tiere bereits nach 5 bis 6 Monaten das Normalgewicht erreichen können. 

Quo Vadis blauer Holicer 

Momentan sind die blauen Holicer im Aufschwung. Wenn man sich die Tierzahlen anschaut, so muss man sagen, dass die Züchter und Aussteller dieser Rasse die Meldezahlen von Kassel gegenüber Leipzig nahezu verdreifacht haben. Auch Qualitativ ist eine enorme Steigerung zu bemerken. In Kassel auf der Bundeskaninchenschau und zur „Prämiere“ dieser Rasse wurden von 48 ausgestellten Tieren drei Tiere mit dem Prädikat vorzüglich bewertet. Auf der Bundesrammlerschau in Erfurt wurden von den 40 gezeigten Rammlern vier Tiere mit dem Prädikat vorzüglich ausgezeichnet. Auf der Bundeskaninchenschau in Leipzig dann wurden 122 blaue Holicer ausgestellt, von denen 13 Tiere das Prädikat vorzüglich erhielten. Vielleicht sprechen jetzt manche von einer Moderasse. Ich persönlich hoffe, dass dies nicht der Fall ist und die Zuchtarbeit auch nachhaltig Früchte trägt. Ich möchte aber auch ein bisschen vor dem Hype bei dieser Rasse warnen. Es wird für die Zukunft wichtig sein, dass wir uns die Unterschiede zwischen den beiden Rassen bewahren. Denn wir sollten keinen „blauen Wiener“ haben wollen. Der blaue Wiener ist von der Körperform, der Körperform und der Deckfarbe gegenüber unserem Holicer so verschieden, dass man beide Rassen kaum miteinander vergleichen kann. Natürlich kann das Klientel für die Zukunft ein älterer blauer Wiener Züchter sein, dem seine Wiener zu schwer werden und eine kleinere Rasse sucht. Dennoch sollte solch einem Umsteiger auch immer bewusst sein, dass er sich in der Anforderung an seine neue Rasse umstellen muss. Aus dieser ganzen Problematik ergibt sich auch die Frage, welchen Clubs und dann auch welchen Arbeitsgemeinschaften sich die Holicer Züchter anschließen sollten. Oder ist gar der Weg der Selbständigkeit der Weg, der beschritten werden sollte? Im Landesverband Thüringen hat sich bereits unter der Leitung von Stefan Möller ein Holicer Club gegründet. Alles das sind Fragen, die über die Zukunft unserer schönen blauen Holicer entscheiden werden. Ich hoffe nicht, dass man am Ende sagen wird, „die blauen Holicer waren mal eine Moderasse die hoch geflogen ist, aber auch schnell wieder abgestürzt ist. Schluss und letztendlich sind wir Züchter dieser Rasse und meine Preisrichterkollegen dafür verantwortlich die Blauen Holicer auf den richtigen Weg zu bringen. Zum guten Schluss möchte Erich Feigl und Klaus Stärkenberg, den Pionieren der ersten Stunde dafür danken, dass sie diese wunderschöne Rasse im ZDRK etablieren konnten. Denn über eines sind wir uns wohl alle einig, die blauen Holicer sind ohne Zweifel eine Bereicherung für das Rassenspektrum im ZDRK.
 
Literaturnachweis: 
·       Deutscher Einheitsstandard 
·       Deutscher Kleintierzüchter „ Experteninterview mit Erich Feigl“ 
·       Kleintiernews „Rassen Porträt Blaue Holicer“ 


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